Armeebudget erhöhen?

Nicht mit uns!

Die Bedrohungslage

All die Forderungen nach mehr Geld, Aufrüstung und Aufstockung des Armeebestands, kommen im Kontext der Verteidigungsfähigkeit, wie es von der Armee genannt wird. Wir vermissen in der Debatte eine nüchterne Bedrohungsanalyse.

Der Bundesrat stuft einen bewaffneten Konflikt an der Schweizer Grenze nach wie vor als unwahrscheinlich ein. Nach der Logik, mit welcher die Armee argumentiert, müsste die Schweiz sich auf andere, viel wahrscheinlichere Bedrohungen einstellen:

  • Pandemien: Die Schweiz war miserabel auf die Corona Pandemie vorbereitet.
  • Strommangel: Die Investitionen in eine autonome Energieversorgung sind ein Bruchteil dessen, was die Schweiz für Energieimporte ausgibt.
  • Erdbeben: Im Extremfall könnten sich gemäss BABS 10’000 Personen verletzen. Das Gesundheitswesen wäre mit mehr als 25 Schwerverletzten überfordert.1

Die Ausgaben in diesen Beriech oder von langfristigen Bedrohungen wie der Klimakrise, betragen einen Bruchteil der Ausgaben für die Armee.

Damit russische Panzer an der Schweizer Grenze stehen, müsste eine ganze Kaskade an unwahrscheinlichen Ereignissen eintreten:

  • Russland müsste die Ukraine soweit besiegen, dass sie nicht mehr im Stande wäre, sich zu wehren.
  • Russland müsste das Gebiet der Ukraine besetzen und ziemlich sicher auch Widerstand abwehren. Es gibt Schätzungen, dass für eine solche Besetzung und die Abwehr von Guerilla-Aktivitäten eine Million Soldaten notwendig sind.2
  • Dann müsste Russland noch die Kapazitäten haben, um die NATO zu besiegen. Die europäischen NATO-Länder alleine gaben 2022 fünf Mal so viel für ihre Militärs aus wie Russland. Ein russischer Sieg wäre höchst unwahrscheinlich.
  • Russland müsste ein Interesse haben, dann die Schweiz anzugreifen.
  • Wenn Russland die NATO besiegt hat, wie sollte sich die Schweiz mit denselben militärischen Strategien wie die NATO-Staaten wehren können?

Die technologische Entwicklung ist so dynamisch, dass es wenig sinnvoll ist, mit langfristiger Planung Waffensystem zu beschaffen. Systeme, die wir heute beschaffen, werden bis die Verteidigungsfähigkeit erreicht werden soll längst veraltet sein. Am Beispiel «Drohnen»: Die Ukraine setzt auf Ersatz von Mitteln der Artillerie durch Drohnen. Auf den Schlachtfeldern der Ukraine findet derzeit ungefähr im Halbjahrestakt eine technologische Revolution bezüglich Drohnen und Drohnenabwehrsystemen statt.3

Die Schweiz ist neutral und wird sich nicht beteiligen, sollte es wirklich zu russischen Angriffen auf NATO-Gebiet kommen. Ob das positiv ist oder nicht, sei dahingestellt, es ist aber eine Realität der Schweizer Sicherheitspolitik.

Die Schweiz könnte dabei nichts beitragen und wie gesagt ist ein Angriff auf die Schweiz höchst unwahrscheinlich. Sie könnte sich anders engagieren, indem sie diese Ressourcen nutzt, um Korps für humanitäre Hilfe auszubauen, welche im grossen Stil auch international zur Verfügung stehen könnten.

  1. https://www.watson.ch/schweiz/natur/579781722-aerzte-schlagen-alarm-schweiz-waere-bei-erdbeben-heillos-ueberfordert ↩︎
  2. https://www.washingtonpost.com/archive/opinions/2004/05/09/a-proven-formula-for-how-many-troops-we-need/5c6dbfc9-33f8-4648-bd07-40d244a1daa4/ ↩︎
  3. https://www.thenationalnews.com/world/2023/10/06/russia-ukraine-war-drone-revolution/ ↩︎